Drucken
Zugriffe: 3838

Rundgang in Tannenbusch

Kritik an Sanierungsstau und Leerstand

 

TANNENBUSCH. Wohnraum ist in Bonn seit Jahren gefragt, immer wieder entstehen Neubaugebiete.
Bestehende Wohngegenden würden dagegen vernachlässigt, kritisieren die Mitglieder des
"Bonner Aktionsbündnisses gegen Wohnungsnot und Leerstand".

 

Zum Beispiel die Wohnhäuser Im Tannenbusch: Sowohl in den Hochhäusern als auch in den "Dormitorys" der von den Amerikanern
gegründeten Siedlung sind viele Appartements unbewohnt und verfallen. Dort führte das Bündnis am Samstag ein Rundgespräch mit
Anwohnern und Bonner Politikern durch. Die Veranstaltung wurde mit der Besichtigung eines Dormitorys eingeleitet. Auch von außen
war deutlich der schlechte Zustand der Wohnungen im Erdgeschoss sowie des gesamten Gebäudes zu sehen: Einfachverglasung,
verrottendes Holz, Schimmel. Im Obergeschoss wohnen laut Ulrich Franz vom Bündnis noch einige Studenten. Diese Häuser, die von
der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben verwaltet werden, stehen unter Denkmalschutz, was die Handhabe erschwert. "Die obere
Denkmalschutzbehörde hat keinerlei Druckmittel gegen die Bima", so Franz. Sie lasse diese Wohnräume verfallen. Und das, befürchtete
Norbert Höfer von der Mieterinitiative "Dünenfüchse", aus immobilienwirtschaftlichen Gründen. Das Thema Wohnen habe auch bei
Studenten eine große Relevanz, sagte Alice Barth, die für den Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Uni Bonn sprach. Eine
online-Umfrage mit rund 5000 Teilnehmern habe ergeben, das gut 1000 Studierende im Dezember nach geeignetem Wohnraum suchten.
Noch schwieriger werde es mit den doppelten Abitur-Jahrgängen: Die Unis seien darauf eingestellt, "aber die Infrastruktur dafür fehlt noch".

Das Problem: "Die Stadt hat keine Zweckentfremdungsverordnung", sagte Dagmar Paternoga vom Bündnis. Und damit derzeit eigentlich
überhaupt kein Instrument, meinte der  SPD-Stadtverordnete Bodo Buhse. "Die Verwaltung hat versprochen, dass etwas kommt."

Man könne nur Warten und Druck machen. Und man müsse etwas gegen die "schleichende Austrocknung es sozialen Wohnungsbaus"
unternehmen, sagte der Bundestagsabgeordnete Paul Schäfer von den Linken. "Es ist wichtig, dass die Mieter sich organisieren", meinte
der Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber (SPD). Vor allem in Zeiten knapper Haushaltskassen.

Die Bima hatte ihre Teilnahme am Rundgespräch abgesagt. Man arbeite daran, "den Sanierungsstau dort zeitnah abzuarbeiten", heißt es
in der Erklärung. Dafür würden aktuell 1,7 Millionen Euro investiert. Da einige Wohnungen bereits wieder vermietet seien, sei der Leerstand
in dieser Siedlung rückläufig und diese deshalb ein schlechtes Beispiel für das Anliegen des Bündnisses.